Fachkräftemangel tötet Metzgereien

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Freyberger zückt sein Ass im Ärmel

Die Metzgerei Freyberger setzt schon seit einiger Zeit auf ausländische Fachkräfte. Der Kern: Das beschleunigte Fachkräfteverfahren. Dabei steht allerdings die Ausbildung im Vordergrund. Diese führt die Metzgerei durch und unterstützt die Azubis sowohl bei der Wohnung als auch beim Lernen. Dafür veranstaltet das Unternehmen spezielle Workshops und besondere Aktionen. Unter anderem ein Seminar für das Legen von Schinken-/Snack- und Käseplatten sowie ein extravagantes Angebot dieser Platten und Canapés.

Snackplatte

Metzgereien sterben aus

Seit Jahren verschwinden Metzgereien. Ein wichtiger Grund ist der fehlende Nachwuchs. Die Suche nach Auszubildenden innerhalb der Region ist oftmals vergebens. Deswegen setzt Freyberger aufs Ausland. „Es ist nicht so, dass wir niemanden wollen oder nichts bieten. Im Gegenteil. Niemand möchte mehr ins Metzgerhandwerk“, offenbart Dirk Freyberger. Das zeigt sich deutschlandweit. Die Zahl der Fleischereien hat sich seit Anfang der 2000er-Jahre fast halbiert. Von rund 19.000 auf etwa 10.000, laut Statistischem Bundesamt. 

Aber auch der fehlende Bezug zum Lebensmittel könnte ein Grund dafür sein. Statista gibt an, dass nur noch rund 45 % der Deutschen im Jahr 2024 täglich selbst kochen. Also nicht einmal die Hälfte der Bevölkerung. Zum Vergleich: 2021 waren es noch 52 %. 

„Auch wir merken das. Deshalb sind unsere Mitarbeiter dafür ausgebildet, dem Kunden Auskunft über die Zubereitung von Fleisch zu geben“, äußert Freyberger. Im Metzgerhandwerk nimmt diese Expertise einen wichtigen Teil der Ausbildung ein. Selbst wenn die Lehrinhalte im Handwerk angepasst sind, braucht es dennoch Menschen dafür. Und dabei schafft das Ausland Abhilfe. 

Beschleunigtes Fachkräfteverfahren

„Das beschleunigte Fachkräfteverfahren hilft Unternehmen und Fachkräfte aus Drittstaaten, das Einreiseverfahren zeitlich zu verkürzen“, definiert das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Für Freyberger ein Segen. „Zwar ist es noch mit bürokratischem Aufwand verbunden, aber wenn man sich erst einmal eingelesen hat und weiß an welche Stellen man sich wenden muss, klappt das wirklich gut“, äußert Dirk. Der Verwaltungsapparat sorgt zwar schon für eine Menge Arbeit, die Integration kommt noch dazu.

„Wir helfen, so gut wir können. Nicht nur beim Stellen einer Wohnung und Deutschkurse, sondern auch mit zusätzlichen Lehrgängen, Trainingsmöglichkeiten und einem offenen Ohr für die Anliegen unserer Azubis“, erklärt der Metzgerweltmeister. Aber sogar die Kunden der Metzgerei können helfen.

Großer Einsatz, niedriger Preis

Die Auszubildenden haben die Möglichkeit spezielle Lehrgänge zu besuchen. Die Kosten dafür trägt selbstverständlich die Metzgerei. So auch beim Seminar für das Anfertigen von Schinken-/Käse- und Snackplatten sowie Canapés. Dabei lernen die Lehrlinge sowohl prüfungsrelevante Inhalte als auch besondere Schnitttechniken und das kreative Umsetzen von Lebensmittelkunstwerken. Das Seminar ist interaktiv. Die Azubis erarbeiten gemeinsam mit der Kursleitung die praktischen Fertigkeiten und erhalten darüber hinaus noch den theoretischen Input. 

„Jetzt kommen unsere Kunden ins Spiel“, verkündet Freyberger. Die Auszubildenden sollen üben, also hat sich die Metzgerei dazu entschieden die Schinken-/Käse- und Snackplatten sowie Canapés der Azubis zum reduzierten Preis anzubieten. „Die Platten der Azubis stehen den Platten der Gesellen in nichts nach“, betont Dirk. Es ist eine Aktion der Metzgerei, damit die Auszubildenden üben können und gleichzeitig auch die Kunden etwas davon haben. Also eine Win-Win-Situation. Das Ziel: Hohe Expertise für die Fachkräfte von morgen. „Der Nachwuchs ist unsere Zukunft und diese Zukunft ist jetzt“, verkündet der Metzgerweltmeister.